Residenzstädte im Alten Reich (1300-1800)

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Meiningen

Meiningen

(1) Die Stadt liegt zwischen dem südlichen Vorland des Thüringer Waldes und der Vorderen Rhön sowie am Oberlauf der Werra; die Bezeichnung als Porta Franconia (17. Jahrhundert) charakterisiert die Grenzlage zwischen Thüringen und Franken. Die Werra hat sich hier tief eingeschnitten, was die Stadtstruktur in Tallage mit einer Furt durch den Fluss wesentlich prägt. Ihr Kernbereich verläuft in nord-südlicher Richtung (Untere und Obere Marktgasse, heute Georgstraße/Anton-Ulrich-Straße) mit dem Marktplatz als Zentrum. Die großen Handelsstraßen umgingen M. bis ins 16. Jahrhundert M. wurde 1680 Residenzstadt des Hzm.s Sachsen-M., welches nach dem Erlöschen mehrerer ernestinischer Kleinstaaten zur territorialen Sammlungsmacht wurde. Die Stadt entwickelte sich zum bedeutendsten politischen und kulturellen Zentrum des Landes. Mit der Auflösung des Hzm.s 1918 verlor sie zwar ihre residenzstädtische Funktion, blieb jedoch das wichtigste kulturelle Zentrum Südthüringens.

Nach mehreren Besitzerwechseln im 10. Jahrhundert kam M. in den Besitz des Würzburgers Bf.s und lag als dessen Exklave mitten im Gebiet der Grafen von Henneberg, der führenden Territorialmacht; M. war daher häufig Gegenstand und Schauplatz würzburgisch-hennebergischer Auseinandersetzungen (1340, 1418, 1432 u. ö.). Bereits zeitweilig Besitz der Henneberger gelangte M. erst 1542 durch einen Gebietstausch endgültig in ihre Hände. Mit dem Aussterben der Henneberger 1583 und aufgrund ihres 1554 mit den Wettinern geschlossenen Vertrags von Kahla fiel die Grafschaft (mit Ausnahme der Herrschaft Schmalkalden) an Sachsen. Da sich das Haus Wettin nicht über die Verteilung einigen konnte, blieb die Grafschaft bis 1660 als Einheit unter einer in M. eingesetzten gemeinschaftlichen Regierung erhalten. Bei der Teilung 1660 fielen Stadt und Amt M. an Sachsen-Altenburg, 1673 an Sachsen-Gotha und schließlich 1680 (Gothaer Landesteilung) an das neu begründete Herzogtum Sachsen-M. unter Bernhard I. Unter ihm begann der planmäßige Ausbau M.s zur Residenzstadt.

(2) Das 982 erstmals urkundlich bezeugte M. ist nicht mit der heutigen Stadt identisch. Die Funktion des älteren M. als eine der ältesten Marken des Grabfeldgaus weist auf eine Entstehung vor der fränkischen Besiedlung des Grabfeldes im 8. Jahrhundert hin. Das präurbane M. (1230 erstmals als civitas bezeichnet) entstand räumlich von Alt-M. getrennt als Marktsiedlung. Um die um 1000 errichtete St. Marienkirche wuchsen allmählich zwei Siedlungskerne zusammen. Der südliche Teil lag auf einer hochwassergeschützten Flussterrasse nahe einer Werrafurt, seine Bebauung (archäologisch sind Kleinhandwerker und Bauern belegt) mit zwei platzartigen Erweiterungen unterscheidet sich wesentlich von der restlichen Stadt. Der nördliche Teil im Umfeld der vermutlich um 1200/im frühen 13. Jahrhundert errichteten Burg wurde von steinernen Wohnsitzen des 13./14. Jahrhunderts (Kemenaten) geprägt, die Kleinadligen zugeschrieben werden.

M. erhielt 1344 auf Veranlassung des Würzburger Bf.s durch Kaiser Ludwig Schweinfurter Stadtrecht. Seit dem 14. Jahrhundert war M. völlig von einer Mauer umgeben, die eine Fläche von 22 ha umschloss, und durch Tortürme mit Bastionen im Norden (Untertor) und Süden (Obertor) gesichert. Hinzu kam ca. 1430 die Zwingermauer mit halbrunden Schalentürmen. Die in der nordwestlichen Ecke der Stadt liegende Burg war eigens ummauert und bis 1587 von einem Wassergraben umgeben. Vom 16. bis 18. Jahrhundert erfolgte ein Ausbau der Befestigungswerke (Pulverturm 1672, Ravelin vor dem Untertor 1675). 1741 wurde vor dem Obertor ein barockes Schautor errichtet.

Mehrere Brände (gehäuft 1461, 1475, 1478) führten nur teilweise zu Veränderungen in der Bebauung, während der Großbrand 1874 fast 2/3 der historischen Bausubstanz vernichtete. Der vom Brand verschonte Bereich Schwabenberg/Töpfemarkt bildet daher die heutige Altstadt. Die 1781 begonnene Entfestigung (1841 abgeschlossen) ließ eine Ausweitung der Stadt zu, im Süden entstand die Georgenvorstadt, im Norden ein Stadtteil mit residenzstädtischem Charakter. Der schlossnahe Bereich Burggasse/Schlossgasse/Langegasse (Ernestinerstraße) entwickelte sich nach 1680 zum bevorzugten Wohngebiet der Hofamtsträger bzw. -bediensteten. In der Unteren- und Oberen Marktgasse und am Markt wohnten Angehörige der städtischen Oberschicht und wohlhabende Geschäftsleute, während südlich der Kirche (Schwabenberg, Töpfemarkt, Freitagsgasse) vornehmlich Kleinhandwerker ansässig waren. Im Südosten siedelten vor allem Stadtbauern, die einen relativ hohen Anteil an der Bevölkerung stellten; es handelte sich z. T. um Bewohner wüst gefallener Dörfer im Umland M.s, die ihre Dorffluren aber von der Stadt aus bewirtschafteten. Mit ca. 2000 Einwohnern zählte M. um 1550 zu den bedeutenderen hennebergischen Städten. Rund 50 Jahre später hatte sich die Einwohnerzahl verdoppelt, nach 1648 auf 1300 dezimiert. Bei der ersten zuverlässigen Zählung 1771 belief sie sich auf 3531, 1803 auf 4125.

Ab ca. 1300 ist eine Ratsverfassung nachweisbar, zwölf Gerichtsschöffen bildeten zugleich den Stadtrat mit ein oder zwei Bürgermeistern (Ratsbürgermeister und Gemeindebürgermeister) aus ihren Reihen. Der von den Landesherren eingesetzte Schultheiß stand dem Stadtgericht (niedere Gerichtsbarkeit) vor. Seit 1329 war M. Sitz einer Zehnt (hohe Gerichtsbarkeit). Das Zehntgerichtsgebäude mit Gefängnis befand sich innerhalb der Burgmauern. Durch Statuten versuchten die Landesherren die städtische Autonomie einzuschränken, so insbesondere 1528 nach der Niederlage im Bauernkrieg, in welchem M. auf der Seite der Aufständischen stand. Die Statuten wurden durch die Herzöge von Sachsen-M. erneuert und blieben bis ins 19. Jahrhundert gültig.

Abgesehen von den Grundnahrungsgewerken spielten die Gewerbe erst seit dem 15. Jahrhundert eine größere Rolle. Ende des 15. Jahrhunderts schlossen sich die Handwerker zu Zünften zusammen (1498 Tuchmacher und Wollweber, 1548 Leineweber, 1561 Leine- und Barchentweber), die bis 1542 sowohl dem Amtmann und als auch dem Stadtrat unterstanden. Neben dem bis weit ins 18. Jahrhundert hinein wichtigen Brauwesen (Statuten z. B. 1565, 1673) bestimmten das Textilgewerbe und seit Mitte des 16. Jahrhunderts insbesondere die Barchentweberei die wirtschaftliche Struktur. Wegen der Notwendigkeit des Baumwollimports war sie von Anfang an verlagsmäßig organisiert. Besondere Bedeutung erlangten die Verleger und Kaufleute Christoph Nöth, Jobst von Hagen und Valtin Glümper, die den Fern- und Zwischenhandel organisierten und betrieben. Der vor allem seit 1643 hier wütende Dreißigjährige Krieg brachte Handwerk und Gewerbe zum Erliegen. Versuche, als neue Gewerke die Strumpfwirkerei und -strickerei einzuführen, brachten keinen Aufschwung. In der Folgezeit bildeten sich weder Manufakturen noch entstand eine nennenswerte Industrie.

Die bereits unter würzburgischer Herrschaft verliehenen Marktrechte (insgesamt acht Jahrmärkte) wurden 1565 und 1612 bestätigt, 1661 konkretisiert, 1676 um einen Christmarkt erweitert und ab 1680 von den neuen Herren erneut bestätigt. Laut Polizeierlass von 1715 waren die M.er Wochenmärkte Pflichtmärkte für die ansässigen Krämer, Handelsleute und Handwerker sowie für die umgebenden Ämter M., Maßfeld, Wasungen und Sand. Im Siebenjährigen Krieg ging ihre Bedeutung stark zurück.

(3) Die St. Martin-Kirche (1827 abgerissen und durch die Gruftkapelle der hzl.en Grablege überbaut) gilt als Urpfarrei und war wahrscheinlich der älteste Sakralbau der Stadt, obwohl die schriftliche Überlieferung erst im 14. Jahrhundert einsetzt. Die Pfarreirechte sollen 1153 an die Marienkirche übergegangen sein. Die Marienkirche (archäologisch bis in die Romanik zurückzuführen, umgebaut und erweitert 1443–1455 [Chor], 1594, 1763) stand unter dem Patronat der Stadtherren, ab 1680 der Herzöge von Sachsen-M. 1477 erhielt sie eine vom Ratsherren Georg Warmut gestiftete Maria-Magdalena-Kapelle. Die ältere Martinskirche war bevorzugter Begräbnisplatz der städtischen Führungsschicht bis etwa zur Mitte des 18. Jahrhunderts., die Marienkirche wurde bis 1784 als Grablege für hohe landesherrliche Amtsträger nebst Angehörigen und für geistliche Würdenträger genutzt.

Bei der Kirche des ab 1252 urkundlich nachweisbaren Minoritenklosters handelte es sich um einen unauffälligen bescheidenen Sakralbau. Das Kloster besaß Terminierhäuser in Münnerstadt und Schmalkalden. In M. hingegen sind im 14. Jahrhundert Termineien der Serviten von Vacha, der Karmeliten von Neustadt an der Saale und der Schmalkalder Augustinereremiten nachweisbar. Nach der Auflösung des Klosters 1543/44 zeitweilig wüst, diente die Kirche im Dreißigjährigen Krieg als Lazarett, wurde 1681–1703 als Archiv und ab 1703 als Hospitalkirche/Waisenhauskirche genutzt, 1719–1798 war sie Mittelpunkt einer eigenen Pfarrei. Das Kloster ging nach seiner Auflösung in städtischen Besitz über und wurde 1555 in ein Hospital umgewandelt (bis 1806). Dort siedelte man auch die Beginen an, welche bis dahin in dem unter städtischer Verwaltung stehenden »Nonnenhaus« (Nonnenplan 3) ansässig waren. Im 18. Jahrhundert wurde das Gebäude als Waisenhaus (1702), Zuchthaus (1719–1799), Lehrerseminar (ab 1776) und Industrieanstalt (1790) genutzt.

Mit der Einweihung der Schlosskirche 1692 fand der Neubau des Residenzschlosses seinen Abschluss. Zur bis 1920 bestehenden Schlosskirchengemeinde gehörten außer der hzl.en Familie die Hofamtsträger und andere Bedienstete sowie die Hofhandwerker. Zugleich war sie Garnisonskirche.

1543 war der lutherische Theologe Johann Forster durch den Landesherrn zum Reformator und Generalsuperintendenten der Grafschaft Henneberg-Schleusingen berufen worden. Der von Forster festgelegte Beginn der turnusmäßigen Visitationen (1544) gilt als eigentliches Reformationsdatum. In der Folge waren in M. drei Geistliche tätig: der Stadtpfarrer (zugleich Superintendent), ein Archidiakon und ein Diakon. Unter der sächsischen Verwaltung blieb M. 1583–1660 Sitz des Konsistoriums. Hier war auch eine der drei Superintendenturen angesiedelt. Ab 1680 besaß der M. Stadtpfarrer als superintendens primarius eine Vorzugsstellung gegenüber den anderen Superintendenturen in Wasungen und Salzungen.

Die in M. lebenden Juden wurden mehrfach verfolgt (1243, 1298, 1349), ihre 1349 zerstörte Synagoge 1384 durch eine Kapelle überbaut (in der Reformation von der Stadt gekauft und 1556 abgerissen). Nach 1555 mussten alle Juden die Grafschaft Henneberg verlassen.

(4) Das Bild der spätmittelalterlichen Stadt war geprägt durch seine Befestigungsanlagen, die Türme der zwei Stadttore, den im Burgareal frei stehenden Bergfried sowie die die Stadtsilhouette dominierenden zwei Türme der Stadtkirche St. Marien. Das Wappen des frühesten nachweisbaren Stadtsiegels von 1290 zeigt drei Türme. 1344 verfügte Kaiser Ludwig der Bayer eine Änderung auf fünf Türme in geschlossenem Mauerblock. Das im mittleren Turm eingefügte Brustbild eines Bf.s wurde auf Anordnung Graf Wilhelms IV. von Henneberg 1557 durch eine Henne ersetzt (so bis heute).

Die an der nordwestlichen Peripherie der Stadt gelegene landesherrliche Niederungsburg musste ab 1682 fast komplett dem Neubau des Residenzschlosses Elisabethenburg weichen. Nach Fertigstellung des Schlosses 1692 war die Stadtsilhouette um zwei Türme reicher (Uhrturm, Glockenturm), die jedoch schon in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts abgebrochen wurden. Außer der Burg bzw. dem Schloss, dem 1628 am Markt erbauten und 1715 erweiterten Rathaus mit Schlundhaus (Ratskeller), der Stadtkirche und dem 1780/82 durch den Umbau zweier Privathäuser am Markt errichteten Landschaftshaus (Versammlungsort der Landstände) gab es keine repräsentativen Bauten in M. Einzige sichtbare Herrschaftszeichen waren die Wappen am Rathaus und am Landschaftshaus sowie einige der Schlusssteine im gotischen Chor der Marienkirche (Würzburger und Henneberger Wappen, Wappen des Hzm.s Franken, der Herren von Milz, des Ratsherren Hans Volker (Völker) und der Wollenweberzunft). Öffentliche Bürgerversammlungen, Huldigungen und Herrscherempfänge fanden auf dem Marktplatz statt, ebenso die Märkte und alle anderen Warenbewegungen.

Als Wohnbauten dominierten bescheidene ein- oder zweigeschossige Häuser in Fachwerkbauweise, um den Markt herum auch repräsentativer ausgestattete Bauten des 16./17. Jahrhunderts. Herzog Georg I. von Sachsen-M. (reg. allein 1782–1803) förderte den Verputz beinahe aller Häuser, um das Stadtbild vornehmer erscheinen zu lassen.

In der Marienkirche sind insgesamt 20 Grabdenkmäler bzw. bronzene Gedenktafeln erhalten. Die ältesten sind die Epitaphien für den Ratsherren Hans Volker (Völker, † 1425) und für Ottilia Warmut († 1518). Besonders erwähnenswert sind die monumentalen steinernen Epitaphien des Meisters mit dem Notnamen IH für mehrere hochrangige landesherrliche Amtsträger des 16. Jahrhunderts.

In den Kosmographien, Topographien und Länderchroniken des 15.–17. Jahrhunderts ist M. nicht vertreten. Erste bildliche Darstellung ist die unrealistische Illustration in der von Lorenz Fries erarbeiteten »Chronik der Bischöfe von Würzburg 742–1495« von 1546. Erst um 1675 fertigte ein unbekannter Zeichner ein realitätsbezogenes Bild M.s mit seinem harfenförmigen Grundriss (»Harfenstadt«) an. Wohl hiernach schuf Cornelius Nicolaus Schurtz einen Kupferstich für die M.er Chronik Johann Sebastian Güths. Eine auf etwa 1700 datierbare Ansicht (Zeichner Thamerus) findet sich in der Chronik »Ehre der gefürsteten Grafschaft Henneberg« Johann Christian Junckers, welche die Veränderungen im Stadtbild wiedergibt (an Stelle der Burg das Residenzschloss Elisabethenburg).

(5) Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts war M. ein kleinstädtisches Nahmarkt- und Gewerbezentrum ohne größere Fernbeziehungen. Allein in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erlangte M. durch die Spezialisierung auf den Fern- und Zwischenhandel mit importierter Baumwolle und exportiertem Barchent überörtliche Bedeutung. Durch den Dreißigjährigen Krieg ging diese bereits wieder verloren. Aufgrund der von 1706–1746 andauernden Zwistigkeiten im Herrscherhaus und den dadurch beeinträchtigten Regierungsgeschäften war der Kontakt mit auswärtigen Kaufleuten eher unbedeutend. Das änderte sich erst mit dem Tod des in Frankfurt/Main residierenden Hzg.s Anton Ulrich (reg. 1743–1763), dem seine wieder in M. residierende Witwe nachfolgte. Seither wurde das kulturelle Leben maßgeblich vom Hof beeinflusst, von dem im Geist des aufgeklärten Absolutismus geprägten Reformen ausgingen, als da wären Leihbibliotheken und Lesezirkel (seit 1768), fürstliche Bibliothek (seit 1782), Lehrerseminar mit Schule (ab 1776), fürstliche Liebhaberbühne (ab 1781 öffentlich, bereits 1782 unterbrochen, ab 1792 von einer bürgerlichen Liebhabergesellschaft weitergeführt, 1811 aufgelöst), öffentliche Konzerte der Hofkapelle (ab 1781), öffentliches Naturalienkabinett (ab 1786), Gründung einer Casino-Gesellschaft zur Förderung der geistigen Geselligkeit (1796).

(6) M. lässt sich typologisch als Landstadt bzw. Amtsstadt zunächst der Bischöfe von Würzburg, 1542–1583 der Grafen von Henneberg, 1583–1660 gemeinschaftlich sächsisch, 1660 der Herzöge von Sachsen-Altenburg bzw. Sachsen-Gotha charakterisieren. Vor Ort vertraten Amtleute die Landesherrschaft, die teils erhebliche Konflikte mit der Stadt ausfochten. 1680 wurde M. Residenzstadt und blieb es bis zum Ende der Monarchie (abgesehen von der Abwesenheit Herzog Anton Ulrichs 1746–1763).

Der M.er Hof setzte in wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht sowie auch hinsichtlich der Stadtentwicklung kaum Akzente, was zugleich bedeutet, dass es nur relativ wenige Eingriffe des Hofes in die städtische Autonomie gab. Dieses änderte sich 1763 mit der Übersiedlung der Hzg.inwitwe Charlotte Amalie nach M., unter deren Ägide sich wieder enge wirtschaftliche, soziale und kulturelle Beziehungen zwischen Hof und Stadt anbahnten, die vom Geist des aufgeklärten Absolutismus geprägt waren, und die von 1782 an von ihren nun nachfolgenden Söhnen weitergeführt wurden. Zudem hatte die Beilegung jahrzehntelang schwebender Prozesse vor dem Reichskammergericht (Ausgleich mit Sachsen-Gotha 1785 und Sachsen-Hildburghausen 1789) positive Folgen, da sich die politische Situation des Hzm.s stabilisierte. Die Entfestigung der Stadt ab 1781 ermöglichte die Anlage eines Englischen Gartens ab 1782 und den Bau des Gast- und Logierhauses »Zum sächsischen Hof« 1798/1802. Der Ausbau der Residenzstadt setzte sich im 19. Jahrhundert ungebrochen fort.

(7) Das Stadtarchiv Meiningen hat durch Brand (1874) und Zerstörung (1945) des Rathauses große Verluste erlitten. Verwiesen sei auf das Urkundenbuch der Stadt Meiningen, bearb. von Hermann Pusch, Manuskript in zwei Bänden, Meiningen 1933. – Ungedruckte Quellen liegen im Thüringischen Staatsarchiv Meiningen, insbesondere im Gemeinschaftlichen Hennebergischen Archiv Sektion V (Gewerbe- und Polizeisachen) und im Bestand Abt. des Innern (Handwerk und Gewerbe, städtische Verwaltung). Einschlägig sind auch die Manuskripte: Juncker, Johann Christian: Ehre der gefürsteten Grafschaft Henneberg, Hennebergica Gotha Nr. 364 und Schaubach, Ernst: Beschreibung der Stadt Meiningen 1854, Nachlaß Schaubach B No.1. – Gedruckt ist: Güth, Johann Sebastian: Poligraphia Meiningensis, Gotha 1676. – Weinrich, Johann Michael: Kirchen- und Schulen-Staat des Fürstenthums Henneberg, Leipzig 1720.

(8)Emmrich, Georg: Geschichte der Stadt Meiningen unter würzburgischer Hoheit (1008–1542), in: Herzoglich-Sachsen-Coburg-Meiningisches jährliches gemeinnütziges Taschenbuch (1804), Meiningen 1804. – Bechstein, Ludwig, u. a.: Chronik der Stadt Meiningen von 1676 bis 1834, 2 Tle., Meiningen 1834/35. – Doebner, Eduard: Bausteine zu einer Geschichte der Stadt Meiningen. Aufsätze und Entwürfe, Meiningen 1902 (Neue Beiträge zur Geschichte deutschen Altertums, 17). – Pusch, Hermann: Das Meininger Franziskanerkloster. Mit einem Urkundenbuche, Meiningen 1919 (Neue Beiträge zur Geschichte deutschen Altertums, 29), S. 1–60. – Wölfing, Günther: Meiningens Entwicklung zur Stadt, Meiningen 1982 (Südthüringer Forschungen, 17), S. 16–50. – Hübner, Rolf: Die Entwicklung des Meininger Textilgewerbes während des 16. und zu Anfang des 17. Jahrhunderts, Meiningen 1982 (Südthüringer Forschungen, 17), S. 65–73. – Reissland, Ingrid: Die Meininger Burg als Amts- und Verwaltungssitz sowie als Standort des Gemeinschaftlichen Hennebergischen Archivs, in: Schatzkammer zwischen Rennsteig und Rhön. 70 Jahre Thüringisches Staatsarchiv Meiningen 1923–1993, hg. vom Thüringischen Staatsarchiv Meiningen, Zella-Mehlis/Meiningen 1993 (Sonderveröffentlichung des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins, 4), S. 43–53. – Hübscher, Norbert: Zur Problematik der Befestigungsanlagen in und um Meiningen, in: Festschrift für Armin Ender zum 80. Geburtstag, hg. von der Arbeitsgruppe Stadtarchäologie, Meiningen 1995 (Meininger Forschungen). – Reissland, Ingrid: Historische Meininger Stadtansichten, Meiningen 2007. – Meiningen. Lexikon zur Stadtgeschichte, hg. von Alfred Erck, Meiningen 2008. – Wölfing, Günther: Geschichte des Henneberger Landes zwischen Grabfeld, Rennsteig und Rhön, verbesserte Neuausgabe Leipzig/Hildburghausen 2009 (Veröffentlichungen des Hennebergischen Museums Kloster Veßra, 1; Hennebergisch-Fränkischer Geschichtsverein, Sonderveröffentlichung, 1). – Reissland, Ingrid: Schloss Elisabethenburg Meiningen, Regensburg 42017. 

Ingrid Reißland