Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

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BADEN C.7.

I.

B. (1281), villa B. (13. Jh.), Badon (13. Jh.) für lat. Bezeichnung Aquae. - CH, Kanton Aargau, Bezirk B.

II.

B. liegt an einem Limmatübergang mit Straßenknotenpunkt Richtung Winterthur und verschiedenen Nebenstraßen im Aargau (Schweiz) und entstand im 13. Jh. nicht an Stelle der röm. Stadt, sondern zw. vorröm. Siedlungsflächen und der röm. Garnisonsstadt Vindonissa/Windisch, ist aber erst seit karoling. Zeit wieder belegt. B., dessen Brücke 1242 bezeugt ist, fiel 1264 mit Aussterben der Kyburger an die Habsburger, wird 1281 noch als Dorf bezeichnet, das 1297 Winterthurer Stadtrecht erhielt und 1298 »neue Stadt« gen. wurde. Kg. → Albrechthielt sich hier auf, bevor er nach → Königsfelden aufbrach und dort am 25. April 1308 ermordet wurde. Während B. schon am 8. Mai 1415 von den Eidgenossen erobert wurde, fiel die Burg Stein, die anschl. niedergebrannt wurde, erst am 20. Mai 1415.

Die Stadt war häufig Aufenthaltsort der Landesfs.en, wie z. B. mehrfach von Leopold III. (1374-75, 1380, 1382, 1384, 1386), Leopold IV. (1394, 1397, 1399, 1404, 1406) und Friedrich IV. (1411-13).

III.

Burg Stein bei B.: Auf dem Stein über Klus existierte schon vor 1000 ein Adelssitz, der im späten 11. Jh. an die Gf.en von Lenzburg überging. Die hier residierende Linie nannte sich Gf.en von B., von denen die Burg Stein 1172 an die Kyburger und von diesen 1264 an die Habsburger ging. 1415 wurde sie von den Eidgenossen niedergebrannt, 1658-70 wieder befestigt und 1712 endgültig geschleift. Über die habsburg. Burg auf dem Felsplateau mit etwa dreieckigem Grdr. gibt es nur vage Kenntnisse. So stand auf dem Grat im O die noch erhaltene Burgkapelle, von der aussich eine Befestigungsmauer nach W mit einem Turm als Abschluß erstreckte. Auf einer Kuppe im W befand sich ein Palas mit Felsenkeller. Die St. Nikolaus-Burgkapelle mit einem Außenmaß von 11 × 5,5 m ist 1346 erstmals erwähnt, bestand aber sicher seit Kg. → Rudolf I. und war Filiale von B. Unter Hzg. Leopold wurde sie neu errichtet, 1398 mit neuen Rechten ausgestattet, wobei die Kapläne direkt den Hzg.en und nicht den Stadtschultheißen unterstanden.

Stein war, besetzt mit einem Landvogt, Sitz der vorderösterr. Verwaltung und deren Herzstück, dem Archiv mit etwa 2000 Urk.n und zahlr. Urbaren, darunter auch das sog. Habsburger Urbar des Burkhart von Frick, das 1415 mit der Eroberung B. an die Eidgenossen fiel. Mit dem Raub und der teilw. Vernichtung der Archivalien verhinderten die Eidgenossen die Formulierung habsburg. Besitz- und Herrschaftsansprüche. Bei der Ewigen Richtung 1474 wurden die Urk.n den Habsburgern zurückgegeben.

Niederhaus, ehemaliges Landvogteischloß: Das zur Burg Stein gehörende Gebäude bestand wohl seit dem 12. Jh., wird aber 1265 erstmals erwähnt und um 1360 als nider purg in die Stadtbefestigung mit Brückenkopf einbezogen. Nach 1415 war es Sitz des eidgenöss. Landvogtes und Tagsatzungsort. Im Kern handelt es sich um einen dreigeschossigen dickwandigen Turm, der wie der gesamte Komplex im 16. Jh. vollständig umgestaltet wurde.

Quellen

Die Briefe der Feste Baden, hg. von Rudolf Thommen, Basel 1941. - Das Habsburgische Urbar, hg. von Rudolf Maag, 2 Bde., Basel 1894-1904 (Quellen zur Schweizer Geschichte, 14 und 15).

HBL I, 1921, S. 518-525. - Hoegger, Peter: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Bd. 6: Der Bezirk Baden, Basel 1976 (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, 63). - Meyer 1933. - Mittler, Otto: Geschichte der Stadt Baden, Bd 1: Von der frühesten Zeit bis um 1650, Aarau 1962. - Quarthal 1991. - Vorderösterreich, 2000.