Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich

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HAPSAL C.3. (Haapsalu)

I.

H. liegt am Südufer einer westestländ. Bucht gegenüber der Insel Dagö. Es gehörte zur Landschaft Maritima oder Wiek des Hochstifts Ösel-Wiek. Die Res. stand am Meeresufer. H. war von 1265/66 bis zur Mitte des 14. Jh.s Bischofssitz. Das lebte nochmals für acht Jahre auf, als 1449 das Bm. mit päpstl. Billigung unter zwei Bischofskandidaten für deren Lebenszeit geteilt wurde. - EST, Kreisstadt von Läänemaa.

II.

H. lag an der Westküste Estlands, die an polit. und wirtschaftl. Bedeutung hinter der Nordküste mit → Reval zurückgestanden hat.

Neben der Burg entstand im 13. Jh. ein Hakelwerk, das schon 1279 mit der Fertigstellung von Burg und Kathedrale zur Stadt erhoben wurde. Die Stadtkirche St. Johannis ist daneben erst für das frühe 16. Jh. bezeugt. Handel und Handwerk hatten nur örtl. Bedeutung.

In der zur Stadt erhobenen Siedlung galt 1294 rig. Recht. Erst in schwed. Zeit (1581) erhielt H. Revaler Recht, Handel zu Wasser und zu Lande blühten auf. Im MA hatte die Stadt die Aufgabe, Bf. und Domkapitel zu versorgen.

III.

Die Burg bestand aus einem rechteckigen Haupthaus, dessen kürzere Seiten nach NO bzw. SW zeigten. Das Haupthaus stand in einem Vorburggelände, dessen rechteckige Grundrißform im O nach außen geknickt ist.

Namen von Architekten und Innenausstattern sind für H. nicht überliefert.

Schriftl. ist bezeugt, daß die Kathedrale, die den südwestl. Flügel der Bischofsburg bildet, bald nach der Zerstörung → Alt-Pernaus durch die Litauer 1263 begonnen und 1279 fertiggestellt worden ist. Der Stilbefund hat dies trotz der Restaurierungen des 19. Jh.s erkennen lassen. Die in mehreren Zeitabschnitten gebaute Burg wurde im Nordischen Krieg zerstört. Jedoch haben sich neben der Kathedralkirche bedeutende Bauteile als Ruine erhalten.

Die Kathedrale, ein Bau mit drei Jochen, hatte zugl. die Funktion einer Burgkapelle, an deren Südseite sich eine Taufkapelle als Rundbau befindet. Die Nordseite der Kirche ist fensterlos, weil möglicherw. ein Klausurgebäude für die Domherren angebaut werden sollte. Die Kirche hatte sicher in der Frühzeit auch wehrtechn. Funktionen, so gab es Fluchträume über den Gewölben. Nach Fertigstellung der Kirche wird der Nordwestflügel der Burg mit einem heute noch stehenden runden Turm angeschlossen worden sein. Die rechteckige Vierflügelanlage wird auch einen Kreuzgang im Hofbereichgehabt haben, von dem nur Reste heute erkennbar sind. Der Ausbau des Haupthauses ist wohl erst um 1400 erfolgt, wobei die Gemeinschaftsräume im Nordostflügel untergebracht wurden. Von den Konventshäusern des Ordens unterscheidet sich H. durch die weniger strenge Form und durch das Herausheben der Kirche. Die umgebende Vorburg ist seit 1314 schriftl. bezeugt, sie war zunächst mit Holzgebäuden ausgestattet. Wohl erst im 15. Jh. wurde die Umfassungsmauer mit sieben Türmen, die nach innen offen sind, ausgebaut. Die Rundtürme im W sowie neben dem Haupttor im NO dürften aus der Feuerwaffenzeit desfrühen 16. Jh.s stammen.

Herrschaftsarchitektur stellte die Burg H. mit der Kathedrale des Bm.s Ösel und als ständiger Sitz des Domkapitels, nachdem der Bf. in die → Arensburg weitergezogen war, in einem bescheideneren Maße dar. Dennoch sind die Ruinen, die neben der Kirche überdauert haben, recht eindrucksvoll.